Die enorme Steigerung der Strompreise ist derzeit in aller Munde. Um sich auf die Kostenabrechnung einstellen zu können, werfen viele Unternehmen und Haushalte daher einen Blick auf Strompreisprognosen: wie groß ist der zu erwartende Anstieg? Und lässt sich in den nächsten Monaten mit einer Entspannung rechnen? Laut den Prognosen ist eine Besserung der Situation derzeit nicht in Sicht – und der Anstieg noch in vollem Gange. Aber sind diese Preisprognosen überhaupt vertrauenswürdig? In diesem Beitrag geben wir Ihnen einen Überblick darüber, wie diese überhaupt entstehen und inwiefern Sie sie in Betracht ziehen sollten.Plötzlich eintretende Szenarien können Strompreis stark beeinflussenDie Teuerungen sind nicht nur am Strompreis, sondern auch in anderen Bereichen zu spüren. Besonders in den letzten Monaten wurde Energie durch den russischen Angriffskrieg zu einem Machtinstrument, das Druck auf andere Staaten auslösen sollte. Der drohende Lieferstopp führte zu in die Höhe schießenden Gaspreisen und trieb in weiterer Folge auch die Strompreise nach oben, da viele der Stromkraftwerke mit Gas oder Kohle betrieben werden. Kritiker/innen fühlten sich durch diese Entwicklungen darin bestätigt, dass die vorausschauende Analyse der Märkte dem Blick in die Glaskugel ähnele. Einen Rekordanstieg wie dieser wäre allerdings in den letzten Monaten noch undenkbar und auch mit der detailliertesten Analyse nicht vorhersehbar gewesen. Was das weltpolitische Geschehen angeht, haben also auch Strompreisprognosen ein Limit.Strompreisprognosen als komplexes SystemAber wie kommen diese Preisprognosen überhaupt zustande? Wie so häufig im digitalisierten Zeitalter, spielen künstliche Intelligenzen (KIs) eine wichtige Rolle. Für die Strompreisprognose analysiert eine KI historische Daten und kombiniert sie mit den Börsenpreisen. Die Preise an der Börse sind wiederum stark menschlichen Einflüssen ausgesetzt, da Börsenpreise maßgeblich durch spekulierende Börsenhändler/innen zustande kommen. Auch hier liegt eine wesentliche Unsicherheit der Strompreisprognosen, diese Spekulationen einen erheblichen Einfluss haben können.Prinzipiell basieren Strompreisprognosen auf drei verschiedenen Säulen:
- Technische Analyse: Wird anhand von historischen Daten und Preisverläufen für den Terminmarkt (langfristiger Markt) erstellt und versucht so, Kauf- und Verkaufssignale abzuleiten. Allerdings ist die technische Analyse sehr subjektiv, weil Analyst/innen diese aufgrund ihres Wissens und ihres Know-hows bewerten.
- Spotpreisprognose: Soll die näheren Entwicklungen am Spotmarkt (kurzfristiger Markt) voraussagen. Dabei spielen flexible Daten wie die Kapazität von Kraftwerken, die erwartete Nachfrage oder auch externe Einflüsse (wie Sonne, Regen und Wind) eine große Rolle. Aus den historischen und aktuellen Daten werden dann Erwartungen für den Spotmarkt abgeleitet.
- Strompreisszenarien: Funktioniert ähnlich wie die Spotpreisprognose, aber zielt auf den Terminmarkt, sprich auf den langfristigen Markt, ab. Allerdings können dabei keine aktuellen Wetterprognosen in Betracht gezogen werden. Faktoren, die diese Szenarien besonders stark beeinflussen, sind vor allem die erwarteten Entwicklungen der Wirtschaft, die Preisentwicklung weiterer Märkte (z.B. Öl oder Gas) und die politischen Rahmenbedingungen.