Der Bericht des Weltklimarats IPCC in Verbindung zum Klimagipfels von Glasgow Ende Oktober lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Die Lage ist dramatisch. Ohne sofortiges Handeln wird das Pariser 1,5°C Ziel unerreichbar. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie die sechs wichtigsten Erkenntnisse, die in dem umfassenden Sachstandsbericht zusammengefasst sind.
1. Der Klimawandel ist von Menschen verursacht
Spätestens durch den sechsten IPCC Bericht wird das Argument „den menschengemachten Klimawandel gebe es doch gar nicht“ entkräftet. Denn die Kernbotschaft des 3.949 Seiten umfassenden Dokuments, zusammengefasst in der 42-seitigen „Summary for Policymakers“, lässt nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig: „Der beobachtete Anstieg der Konzentration an Treibhausgasen seit etwa dem Jahr 1750 wurde unbestreitbar durch menschliche Aktivitäten verursacht.“ Mittlerweile liegt die CO2-Konzentration bei 410 Teilchen pro Million Luftteilchen (ppm).
Der IPCC Report fasst die wichtigsten wissenschaftlichen Daten zum Klimawandel für politische EntscheidungsträgerInnen zusammen. Aufgezeigt werden nicht nur vergangene und gegenwärtige Daten. Es werden darüber hinaus verschiedene Zukunftsszenarien dargestellt, die als Folgen unseres Handelns eintreten können. (Grafik: IPCC)
2. Je stärker die Temperaturen ansteigen werden, desto stärker sind auch die Auswirkungen
Die künftigen Perspektiven stellt das IPCC anhand von fünf Szenarien mit unterschiedlich hohen Treibhausgasemissionen dar. Dabei kommt klar heraus: Selbst bei sehr niedrigen Emissionen (Szenario SSP1-1.9) ist die Wahrscheinlichkeit hoch, den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur im Vergleich zum vorindustriellen bis zum Ende des Jahrhunderts nicht unter jenen 1,5 Grad Celsius halten, die im Klimaabkommen von Paris vom Dezember 2015 als anzustrebender Wert festgelegt wurden.
Sollten die Emissionen auf einem hohen Niveau zu liegen kommen, wie es das Szenario SSP5-8.5 beschreibt, ist mit einer Temperaturerhöhung um 3,3 bis 5,7 Grad Celsius zu rechnen. Das Problem: Je stärker die globalen Durchschnittstemperaturen ansteigen, desto stärker sind die damit verbundenen Änderungen des Klimasystems.
3. Extremwetterereignisse werden häufiger und intensiver auftreten
Laut dem IPCC ist es „so gut wie sicher, dass Heißwetter-Extreme inklusive Hitzewellen seit den 1950er Jahre öfter und intensiver auftreten als zuvor, während sich Kaltwetter-Extreme inklusive Kältewellen seltener ereignen und schwächer ausfallen“.
Konkret geht es um folgende Wetterereignisse, die bei Temperaturanstieg häufiger auftreten:
- Hitzewellen
- Dürreereignisse
- Starkniederschläge
- Wirbelstürmer
- Rückgang der Eisbedeckung arktischer Meeresgebiete
Wie schlimm Unwetterereignisse auch in unserer nächsten Nähe werden können, haben uns spätestens die Überschwemmungen in Europa 2021 gezeigt. Mit jedem Temperaturanstieg um 0,5 Grad Celsius werden sich derartige Phänomene weiter verstärken, warnt das IPCC.
4. Das Abschmelzen des arktischen und des antarktischen Eisschildes ist bereits jetzt unumkehrbar
Schon jetzt gibt es Klimafolgen, die irreversibel sind. Unvermeidbar ist bereits beim derzeitigen Temperaturniveau ein teilweises Abschmelzen des arktischen und des antarktischen Eisschildes. Selbst wenn wir jetzt sofort alle Emissionen stoppen würden und das über Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte, beibehalten würde, würde das Eis trotzdem schmelzen. Die Folge davon: Ein Anstieg des Meeresspiegels. Bereits bis zum Jahr 2100 dürfte die Erhöhung bei sehr niedrigen Emissionen um etwa einen halben Meter über den Werten liegen, die im Zeitraum 2995 bis 2014 verzeichnet wurden. Bei sehr hohen Emissionen sind wir schon bei einem Meter.
5. Der Klimawandel ist in jeder Region der Erde spürbar, am stärksten betroffen sind städtische Ballungsgebiete
Der IPCC Report belegt: Schon jetzt ist jede Region der Erde vom Klimawandel betroffen. Die ExpertInnen warnen davor, dass sich diese Folgen immer weiter verstärken. Betroffen von diesen Entwicklungen sind nicht zuletzt große Teile der bewohnten Regionen der Erde, darunter die meisten Regionen Asiens, Afrikas und Nordamerikas, aber auch Europas.
Gerade die Bewohner der städtischen Ballungsgebiete werden an den Folgen leiden. Sie müssen sich auf Hitzewellen von bisher nicht gekannter Dauer und Intensität einstellen. Dazu kommt die Überlastung von Abwasser-Entsorgungssystemen bei den mit vermehrter Häufigkeit zu erwartenden Starkregenereignissen.
Da etliche bedeutende Städte an den Küsten der Kontinente liegen, ist gerade dort mit erheblichen Auswirkungen des Meeresspiegel-Anstiegs zu rechnen. Dies betrifft insbesondere auch die Vehemenz von Sturmfluten im Umfeld tropischer Stürme und Hurrikane. Einen „Vorgeschmack“, was das bedeuten könnte, bot der Hurrikan „Ida“, der am 29. August westlich von New Orleans auf die Küsten Louisianas traf und in den folgenden Tagen eine Spur der Verwüstung bis in die Neuenglandstaaten an der US-amerikanischen Ostküste zog.
6. Das globale CO2-Budget, das uns noch bleibt, umfasst 400 Gigatonnen
Obwohl es schon jetzt Folgen des Klimawandels gibt, die unumkehrbar sind, gibt es auch gute Nachrichten: Wir haben die Möglichkeit, die weiteren Auswirkungen aktiv beeinflussen. Dazu ist aber sofortiges und drastisches Handeln gefragt. Dem IPCC zufolge ist es daher dringend geboten, die CO2-Emissionen so rasch wie möglich auf Netto-Null zu verringern, ebenso wie den Ausstoß von Methan.
Jede zusätzliche Million Tonnen Kohlenstoffdioxid erhöht die globale Durchschnittstemperatur um etwa ein halbes Grad – unter Umständen sogar noch stärker. Das IPCC empfiehlt deshalb die Festlegung eines weltweiten „CO2-Budgets“, das zur Begrenzung des Temperaturanstiegs nicht überschritten werden darf. Konkret bleiben uns noch 400 Gigatonnen Kohlendioxid, die wir weltweit ausstoßen dürfen (gerechnet ab Anfang 2020). Gehandelt werden muss jetzt.
Quellen:
– Sechster Sachstandsbericht des IPCC: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/
– Weltklimagipfel von Glasgow (COP 26):
https://unfccc.int/process-and-meetings/conferences/glasgow-climate-change-conference
(Bildnachweis: Unsplash / Markus Spiske)