Wie sicher ist die Gasversorgung in Österreich? Diese Frage war selten so präsent wie heute. Die Corona Pandemie und ihre Auswirkungen sind noch nicht überwunden und der Krieg in der Ukraine hält die Welt noch immer in Atem. Das Gerede um ein Gasembargo der EU gegen Russland verdichtet sich. Die Energieexpert/innen von power solution klären Sie in diesem Beitrag auf, wie es um die österreichische Gasversorgung wirklich steht.Die Versorgung ist (vorerst) gesichert, die Preise bleiben angespanntZunächst möchten wir eine vorsichtige Entwarnung aussprechen: In den österreichischen Gasspeichern liegen derzeit 34,2 TWh. Das sind knapp 34 Prozent der Gesamtkapazität. Im EU-weiten Vergleich sind unsere Speicher zwar weniger gefüllt als in manchen anderen Mitgliedsstaaten, doch es wird konstant mehr, um Versorgungssicherheit weiterhin sicherzustellen, falls die Gaslieferungen plötzlich ausbleiben. Sollte es also zu Engpässen kommen, hat Österreich einen gewissen Vorrat und damit verbundene Strategien, die die Versorgung für Endkund/innen sicherstellen. Darüber hinaus schafft die EU gerade eine Reihe von Alternativen, um mittelfristig von Russland unabhängig zu sein. Kurzgesagt kann somit für Privatverbraucher/innen Entwarnung gegeben werden, während sich Großnternehmen auf eventuelle Kürzungen im äußersten Ernstfall vorbereiten sollten.Doch wann könnte so ein Ernstfall eintreten? Besonders seit Beginn des Konfliktes zwischen der Ukraine und Russland sind einige der Transitstrecken nicht mehr zuverlässig. So zeigen aktuelle Entwicklungen, wie schnell es passieren kann, dass weniger Gas in die EU und folglich auch nach Österreich fließt. Laut Aussagen russischer Behörden lag dies an einem technischen Defekt und den darauffolgenden Wartungsarbeiten.Seit dem Ausruf der Frühwarnstufe am 30. März 2022 veröffentlicht die Austrian Gas Grid Management AG (AGGM) täglich einen Lagebericht zur Gasversorgung in Österreich. Dieser zeigt, dass trotz der verminderten Gasförderung die Gasversorgung aktuell gesichert ist (Stand 21. Juni 2022). Mit einer Preissituation von € 120,-/MWh bleibt die Lage allerdings weiterhin angespannt. Im Moment erwartet die Regulierungsbehörde für Strom- und Gaswirtschaft (E-Control) keine Besserung der Gaspreise, weder am Spot- noch am Terminmarkt.Der österreichische Gas Notfallplan sieht 3 Stufen vorÖsterreich hat einen 3-stüfigen Notfallplan, entwickelt vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK):
- Frühwarnstufe: Es gibt Hinweise zur Verschlechterung der Gasversorgung. Der Zustand wird beobachtet, es wird aber noch nicht eingegriffen (aktueller Stand).
- Alarmstufe: Verschlechterung der Gasversorgung tritt ein. Der Staat greift noch nicht in den Markt ein, Versorger und Industrie sollen nach Möglichkeit auf Alternativen zum Gas umsteigen.
- Notfallstufe: Die deckende Versorgung mit Erdgas ist nicht mehr möglich. Der Staat greift mit Energielenkungsmaßnahmen ein, kann also über die Verteilung bestimmen. Hier kann bei Großkunden die Gasversorgung eingeschränkt werden. Ziel ist, dass die Gasversorgung von Haushalten sichergestellt ist.